B-Gendarmerie
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Die Offiziersausbildung im Bundesheer

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Die Streitkräfte der 1.Republik
1918 - 1938

Die Wiederbewaffnung der 2. Republik
1945 - 1938

Geschichtlicher Überblick

Weiterführende Artikel zum Thema

Offiziere der Volkswehr
Geschichte der Heeresunteroffiziersakademie

Das Offizierskorps im Spiegel der Politik

Der Offizier, auf welcher Sprosse der Karrierenleiter er sich befinden mag, ist Teil einer Befehlshierarchie, deren Hauptaufgabe in der Umsetzung militärischer Aufgaben besteht. Dies gilt für jede Armee, gleich ob sie einer Bananenrepublik oder einer Supermacht angehört.
Zufolge dieser Feststellung unterscheidet sich die militärische Organisation auch in keiner Weise von der eines Wirtschafts- oder Industriekonzerns. Auch in zeitlicher Hinsicht hat sich an diesem Grundsatz nichts geändert, sind doch die Aufgaben eines Leutnants im 30-Jährigen Krieg und denen eines Bundesheeroffiziers grundsätzlich die gleichen geblieben.
Daneben aber stellt sein Dienstgeber, sei es ein Monarch oder ein republikanisches Staatsoberhaupt die Forderung nach bedingungsloser Loyalität und Redsgimetreue.
So waren Österreichs Offiziere im Laufe der Jahrhunderte diesen Forderungen unterworfen und im Falle eines Regimewechsels, wie er seit der Zerschlagung der Habsburgermonarchie mehrmals gegeben war, sich den Gegebenheiten anzupassen oder Widerstand zu leisten.
Mit der Zerschlagung der Habsburgermonarchie standen die deutsch-österreichisch gewordenen k.u.k. Offiziere, die sich in den Dienst der sozialdemokratischen Republik stellten. vor der Alternative die traditionellen Bindungen aufzugeben oder sich äußerlich anzupassen.

Gen Theodor Körner Julius Deutsch und Johannes Eifler FML Adolf Boog GM Maximilian Angelis.jpg

Die Theresianische Militärakademie im Exil

Im nächsten Jahr 2022 wird die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadtals ältestes Offiziersakademie der Welt ihr 270. Betsandsjubiläum feiern.Es scheint mir daher wichtig, jene Zeiten in Erinnerung zu bringen, die das Institut im Exil verbringen musste, weil das Mutterhaus, die Burg in Wiener Neustadt, entweder aus ideologischen Gründen oder wegen seiner Zerstörung im Bombenkrieg, geschlossen war.
Da die unter dem Namen "Volkswehr" gegründete neue Wehrmacht der Republik Österreich eines republikanisch und demokratisch gesinnten Offizierskorps bedurfte, schien die Theresianische Militärakademie als Pflanzstätte des großteils konservativ gesinnten k.u.k. Offizierskorpsungeeignet.
Auch die frühere Grundforderung nach konservativ bürgerlichen Bildungsnachweis der "Matura" erschien nicht mehr erforderlich, sondern militäfrische Fähigkeiten und eine loyale Einstellung zur Republik Österreich.
So wurden von November 1918 bis Jänner 1920 122 sogenannte "Volkswehrleutnante ausgebildet.
Unteroffizieren eine Offiziersausbildung zu ermöglichen, hatte Tradition die auch im Heer der 2. Republik wischen 1959 und 2012 gepflegt wurde.
Das an der Militärakademie eingerichtete Bundesrealgymnasium für Berufstätige (BRGfB)ermöglichte Chargen und Unteroffizieren im Sinne des Zweiten Bildungswegs die Möglichkeit zum Aufstieg in eine Offizierslaufbahn. Dass eine Reihe von Absolventen in höchste Führungspositionen gelangten, beweist die hohe Qualität dieser Ausbildung.
  1. Die Offiziersakademie Enns 1922 - 1934
  2. Die Schulabteilung K der B-Gendarmerie 1953 - 1955
  3. Die Militärakademie
  4. Der Exekutivjahrgang
  5. Das Jahr der Ausmusterungen
  6. Die Wirtschaftsklassen
  7. Garnisonsleben
  8. Die große Ausmusterung
  9. Das Ende des Exils
  10. 50 Jahre danach
Die k.u.k Unterrealschule Enns

Postkarte aus dem Jahr 1913

Im Friedensvertrag von St. Germain wurden der neuen Republik Österreich neben den bekannten militärischen Auflagen, wie beispielsweise die Beschränkung auf ein Berufsheer von 30 000 Mann, die Heranbildung des Offiziersnachwuchses in einer einzigen Militärschule zugestanden, deren es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges insgesamt fünf gab.

Die Offiziersakademie Enns 1922 - 1934

Ausmusterung 1927

Foto Archiv Rauchenbichler

Foto: Archiv Rauchenbichler

Zeiger linksAusmusterung 1927

Zeiger rechts

Erinnerungsfoto

Der Ausmusterungsjahrgang 1921/1924 und der Lehrkörper. In der ersten Reihe sitzend, der sechste von links, ist der damalige Schulkommandant Oberst Hugo Metzger.

Lehrkörper

Foto Archiv Rauchenbichler

Dass zu dieser Zeit die Militärakademie in Wiener Neustadt als Inbegriff des Ortes an dem k.u.k. Tradition der Habsburgerdynastie hochgehalten und weitergegeben wurde, nicht in Frage kam, entsprach der politischen Auffassung der damaligen Staatsführung, dass die Wahl auf die 1908 errichtete k.u.k. Militärunterrealschule in Enns fiel, hatte ausgesprochen praktische Gründe. Denn das nach den damals neuesten Erkenntnissen des Schulbauwesens errichte Haus, - es entsprach im Wesen einem Oberstufenrealgymnasium, schien für die Heranbildung von jungen Offiziersanwärtern wie geschaffen. Immerhin hatte die Anstalt bis 1918 pro Jahr 160 Zöglinge unterrichtet und auf den Eintritt in die Militärakademie vorbereitet. Im Übrigen hatte man mit der Nachwuchsarbeit kaum Eile, da nach der Demobilisierung der k.u.k. Armee ein Überangebot an Offizieren aller Altersgruppen gab. Das Haus diente daher noch einige Zeit als Außenstelle des bischöflichen Knabenseminars Petrinum aus Linz.
Die Offiziersausbildung begann 1922 an der Heeresschule Enns, die aus einer zweijährigen einheitlichen militärischen Schulung und einer einjährigen Sonderfachausbildung in den jeweiligen Waffengattungen bestand. Von 1922 - 1934 wurden 400 Offiziere in Enns ausgebildet.
Im August 1934 kehrte die Militärakademie an ihren alten Standort in die Burg in Wiener Neustadt zurück und in dem nun leer stehenden Haus nahm eine Kompanie des Alpenjäger-Regimentes Nr. 8 Quartier.

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Die Gendarmerieabteilung K 1953 - 1956

Als im Zuge der Aufstellung der B-Gendarmerie auch der Ruf nach Offiziersnachwuchs laut wurde, entsann man sich wieder der alten "Heeresschule" in Enns. Diesmal waren es aber nicht ideologische Animositäten, sondern die nüchterne Tatsache, dass die Wiener Neustädter Burg noch immer ein Trümmerhaufen war und jedwede militärischen Aktivitäten in der sowjetischen Besatzungszone von vornherein ausgeschlossen waren. So wurde den wieder am 22. Oktober 1953 als "Gendarmerieabteilung K" der Betrieb aufgenommen. Zum Schulkommandanten wurde Major Erwin Starkl bestellt, der selbst 1934 als Leutnant an dieser ausgemustert wurde. Die Namen der meisten Lehroffiziere wie die Rittmeister Foltin und Scharf, die Oberleutnante Hauffler und Segur-Cabanac sollten in späteren Jahren in den obersten Führungsgremien zu finden sein. Lehrkörper Stab und Hilfspersonal wurden erst nach und nach den Erfordernissen des Schulbetriebes angepasst, da am Anfang dem Schulkommandanten und seinem Lehrstab nur ein einziger Arbeitsraum zur Verfügung stand und das gesamte Gebäude erst einmal renoviert werden musste. Bemerkenswert ist, dass Mitte 1955 die Renovierung abgeschlossen war. Jahrgang A Der Jahrgang A (Foto Bundesheer)

Der erste Offizierslehrgang - später als Ausmusterungsjahrgang A bekannt, - begann am 23. Oktober und endete nach 14-monatiger Ausbildung am 17. Dezember 1954. Die Frequentanten wurden als "Offiziersdienst tuende Zugskommandanten, - heute würde man sie als Fähnriche im 3. Jahrgang bezeichnen, - zu den verschiedenen Gendarmerieschulen. Ihre formelle Ausmusterung erfolgte allerdings erst am 3. Februar 1956 in der Sporthalle der Maria Theresienkaserne, die damals noch Fasangartenkaserne genannt wurde. Der Grund für diesen späten Zeitpunkt lag in der Tatsache, dass die formelle Aufstellung des Bundesheers erst mit Jahresbeginn 1956 und dem Ministerratsbeschluss für die Heeresgliederung 56 eingeleitet wurde. Ab diesen Zeitpunkt waren auch die militärischen Bezeichnungen der Truppenkörper sowie die Dienstgrade wieder zu führen. Mit der Bezeichnung "Jahrgang A" sollte auch die Tatsache zu unterstrichen werden, dass mit dieser Ausmusterung die ersten Offiziere der Nachkriegsgeneration ihren Dienst aufgenommen hatten. In der Zwischenzeit standen bereits zwei weitere Jahrgänge und ein Auswahlkurs in Ausbildung. Waren die Offiziersanwärter der Jahrgänge B und C noch als echte noch B-Gendarmen von den verschiedenen Gendarmerieschulen gekommen, waren die Teilnehmer des Auswahlkurses ausnahmslos von ihrem Sammelort, der Grenzschutzabteilung 2 in Linz Ebelsberg gekommen. Hierher hatten sie sich als Offiziersbewerber nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages gemeldet.

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Die Militärakademie 1956 - 1958

Mit der Absegnung der Heeresgliederung am 11. Jänner 1956 waren die Voraussetzungen geschaffen, dass sich das Bundesheer auch als solches bezeichnen konnte. Damit konnte auch die Heeresschule in Enns aus ihrer Anonymität heraustreten und von da an die Bezeichnung Militärakademie führen. Auch wenn drei Jahre vergehen mussten, bis der traditionsreiche Name wieder geführt werden konnte, war die Offiziersausbildung vom Anbeginn vom Geist der Theresianischen Tradition geprägt. Dafür sorgte der Lehrkörper, der zum Großteil noch dem Bundesheer der Ersten Republik angehört hatte.
Schon die hierarchische Ordnung der Jahrgänge lässt darauf schließen, dass die Theresianische Tradition vom Anbeginn gepflegt wurde. Die Basis dieser Ordnung bildete der Auswahlkurs, - heute immer noch als Auswahlsemester für die "Qualitätssicherung" der Militärakademie eine stehende Einrichtung. Die Angehörigen dieses halbjährigen Kurses wurden offiziell Frequentanten genannt, vom Dienstgrad her war man Gefreiter. Die nächste höhere Stufe bildeten die Angehörigen des ersten Jahrgangs. Sie waren vorwiegend Korporäle und durch goldene Ärmelstreifen als Militärakademiker gekennzeichnet. Darüber aber standen die "Burgherren" des zweiten Jahrganges, die sich von allen Übrigen durch ihr gesteigertes Selbstbewusstsein abhoben, da sie bereits das Datum ihrer Ausmusterung erahnen konnten. Vor allem aber genossen sie das Privileg, an der Offizierstafel zu speisen. Natürlich nicht alle auf einmal, sondern 3 bis 4 im täglichen Wechsel. Trotz allem aber war das Verhältnis zwischen den Jahrgängen kameradschaftlich locker und der Umgangston zwischen Lehrkörper und Schüler angemessen Akademisch.

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Der Exekutivjahrgang

Diese Idylle schien eine Unterbrechung zu erfahren, als im Herbst 1956 der so genannte Exekutivjahrgang einberufen wurde. 1956 waren von rund 800 systemisierten Offiziersplanstellen erst 239 besetzt. Diese Lücke im konnte weder durch die Einstellung ehemaliger Offiziere der Deutschen Wehrmacht noch aus dem derzeitigen Stand der Militärakademie geschlossen werden. Man entschloss sich daher, einen weiteren Jahrgang aus Angehörigen der Exekutive aus den Bereichen der Bundessicherheitswache, der Bundesgendarmerie, des Kriminalbhatteneamtenkorps und der Zollwache zu bilden. Die Bewerber sollten aus den Geburtsjahrgängen 1925-1935 stammen und die Matura haben.Da sie an den Polizei- und Gendarmerieschulen eine vormilitärische Ausbildung erhalten hatten, glaubte man mit einer verkürzten Ausbildung an Militärakademie das Auslangen zu finden.
Aus Platzmangel mussten Die 200 Neuankömmlinge in der benachbarten Kaserne in Linz/Ebelsberg untergebracht werden, wo auch ihre Ausbildung stattfand. Das Personal hiefür stellten die Militärakademiker des 2. Jahrganges, die damit ihr Praktikum absolvierten.. Dieser Neuzuwachs an der Akademie kam nicht nur überraschend, er wurde auch seitens der Eingesessenen mit einem gewissen Misstrauen beobachtet. Der Grund hiefür mag nicht nur der Altersunterschied gewesen sein, sondern vielmehr die Tatsache dass diese "Alten Hasen" einen politischen Background als Mitgift aus ihrer früheren Tätigkeit bei Polizei, Gendarmerie oder Zollwache, mitgebracht hatten. Dies und die Tatsache, dass die meisten von ihnen dem Alter jugendlicher Narrenfreiheit entwachsen waren, bedeutete auch einen gewissen Startvorteil, der ihren späteren Karrieren, - fast ein Viertel haben Dienstgrade im Generalsrang, vom Brigadier bis zum General erreicht, - zugute kam.
Dieser aufkeimende Neidkomplex und die örtliche Lage bewirkten, dass der Kontakt zwischen dem Stammhaus in Enns und den Ebelsbergern, wie er nun genannt wurden, nicht gerade herzlich genannt werden konnte.
Die Dissonanzen zwischen Enns und Ebelsberg fanden allerdings ein unvermutetes wie dramatisches Ende, als mit dem Ausbruch der Ungarnkrise die gesamte Militärakademie in den Grenzraum im Burgenland verlegt wurde. Bei der Gliederung der Alarmkompanien wurde nämlich Bedacht genommen, kriegserfahrene Ebelsberger unter uns Greenhorns zu mischen, eine Maßnahme die unseren Kampfwert für den im Ernstfall erhöhen sollte, auf alle Fälle aber die bisherigen Animositäten gegenüber den kameradschaftlichen Beziehungen in den Hintergrund treten ließ.
Nach Beendigung dieses Einsatzes war das neue kameradschaftliche Verhältnis durch einen Vorfall belastet, der die Kluft zwischen Ennsern und Ebelsbergern noch mehr vertiefte als früher.
Auslöser war ein Handballspiel zwischen einer Auswahl aus Enns und Ebelsberg, das eigentlich zum Zeck der Vertiefung der Beziehungen angesetzt war. Aus diesem Grunde befand sich auch der Kommandant der Militärakademie mit zahlreichen Lehroffizieren unter den zahlreichen Zuschauern.
Major Erwin Starkl war, wie schon erwähnt ein Offizier alter österreichischer Schule. Obwohl angeblich der Roten Reichshälfte verbunden, hinderte das die linke Presse nicht, ihn zur Zielscheibe ihrer Polemiken gegen das noch kaum existierende Bundesheer zu machen. Dazu schien seine äußere Erscheinung, - er trug ein schwarzes Monokel, das sein fehlendes Auge verdecken sollte und mit Vorliebe stets Reithosen und Stiefel, Grund genug, ihn als Vorlage für eine Karikatur auszuersehen, die das Feindbild des "Arbeitermörsers" und reaktionären Kriegstreibers verkörpern sollte. Er trug das alles mit Fassung, wie auch weiterhin die Markenzeichen Monokel, Stiefel und Reithosen. Was ihn allerdings aus der Ruhe bringen konnte, war ungehobeltes Auftreten in seiner Umgebung. In unserem Fall waren es die lautstarken Unmutsäußerungen im Publikum über die Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, die Starkls Auffassung von offiziersmäßigen Umgangsformen und noblen Sportsgeist zuwider liefen. "Das wollen Offiziere werden? - Pfui Teufel!" Mit diesen Worten verließ er den Sportplatz und einige Tage später auch die Militärakademie. Da hatte sich offenbar jemand beleidigt gefühlt, der die noch besseren Beziehungen hatte.
Ob das der wirkliche Grund für die Ablöse des allseits beliebten und geachteten Schulkommandanten war, oder ob es sich um eine bereits geplante Personalmaßnahme handelte, konnte damals nicht in Erfahrung gebracht werden, die Art ihrer Durchführung wurde allgemein als schäbig empfunden.
Diesem Missverhältnis ein Ende zu machen, hatte sich der neue Schulkommandant Oberst Heck vorgenommen und versuchte jede erdenkliche Gelegenheit zu nützen. Eine solche bot sich mit dem Auftritt eines Zauberkünstlers, der am frühen Nachmittag zuerst die Ennser, in einer zweiten Vorstellung dann die Ebelsberger beglücken sollte. Da in Ebelsberg kein geeigneter Saal zur Verfügung stand, mussten Letztere nach Enns transportiert werden. Als nach der zweiten Vorstellung die Ebelsberger wieder ihren Rückmarsch antraten, muss irgendjemand im Umfeld des Schulkommandanten bemerkt haben, dass gerade eine einmalige Gelegenheit zu einer Versöhnungsfeier vorbei gegangen sei. Kurz entschlossen veranlasse Heck die sofortige Rückkehr der Kolonne, die bereits die Einfahrt der Kaserne in Ebelsberg erreicht hatte. In Enns wieder angekommen sollte nun die schon so lange geplante Kameradschaftsfeier starten. Die Sache hatte nur einen Haken, weil ausgerechnet an diesem Abend die Hausherren wenig Lust am Feiern hatten. Während nämlich der Zauberkünstler das Ebelsberger Publikum unterhielt, hatten die anderen 2 Stunden ermüdenden Fechtunterricht zu absolvieren. Die meisten lagen daher schon im Bett, als die Feier starten sollte.
Nun zeigte Oberst Heck erneut Entschlusskraft und ließ mit dem Aufruf, "holt die Ennser aus den Betten" die Schlafsäle stürmen. Im Jubel wurde der Jahrgangssprecher Militärakademiker Hannes Philipp samt dem Bett und im Pyjama in den Festsaal gebracht, die übrigen ließen es sich auch nicht zweimal sagen, der Einladung zu folgen. In dem darauf folgenden Massenbesäufnis konnten schließlich alle Misstöne beseitigt werden, so dass die wenige Wochen später angesetzte gemeinsame Ausmusterung in voller Harmonie über die Bühne gehen konnte.

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Das Jahr der Ausmusterungen

Im Jänner 1957 wurden mit dem Jahrgang B 21 Leutnante ausgemustert, denen ein gutes halbes Jahr später mit dem Jahrgang C etwa an die 30 Absolventen folgten.

Jahrgang B Klasse13

Bild oben: Der Jahrgang B (Foto BMLV)  .  .Bild rechts: Die Klasse 13 (Foto privat)

Der 2. Jahrgang bestand nun aus den 12 Klassen, die sich in Ebelsberg befanden, während die Klasse 13 unter der Führung von Klassenoffizier Leutnant Schmied als "Burgherren" das Stammhaus in Enns beherrschte. Das kann man auch so sagen, nachdem im November etwa eine Hundertschaft neuer Untertanen als Auswahlkurs eingezogen war. Das Kommando über sie führte Oberleutnant Segur-Cabanak. Da es mit der Zimmerordnung beim Kurs nicht zum Besten stand, griff er zu der bewährten Maßnahme, der Kontrolle durch die Burgherren.
Bei der Errichtung der Militärunterrealschule hatte man zwar dem damaligen modernen Unterrichtswesen Rechnung getragen, was die Schlafgelegenheit betraf hielt man sich aber auf die alt bewährte Art der Massenunterbringung. Die Schlafsäle waren für etwa 30 Mann geplant, die Belegung im Bedarfsfalle durch Stockbetten verdoppeln verdoppelt werden konnte. Der Vorteil dieser Unterbringungsart lag offensichtlich in seiner Übersichtlichkeit, der Nachteil für jene, die damit auskommen mussten war offensichtlich aber für das System irrelevant. Es war aber gestattet, die Schlafsäle mittels der Spinde abzuteilen, um die nächtlichen Nebengeräusche und Ausdünstungen etwas zu lokalisieren.

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Die Wirtschaftsklassen

In diesem Zeitraum von 1953 - 1957 wurden auch 2 Lehrgänge für Offiziere des Wirtschaftsdienstes geführt, die allerdings von den Angehörigen und Frequentanten der Militärakademie kaum wahrgenommen wurden und das aus zweierlei Gründen. Der erste Kurs wurde parallel zum Jahrgang A abgehalten und endete am 8. März 1955 mit der Überstellung zur praktischen Erprobung in den Rechnungsstellen der Gendarmerieschulen und Wirtschaftsanstalten. Das Ende des Kurses wurde von den inzwischen neu angekommenen Frequentanten des nächsten Offizierslehrganges kaum wahrgenommen, da diese als Neuankömmlinge mehr mit sich selber beschäftigt waren. Der zweite Wirtschaftsoffizierskurs begann im Herbst 1956 als Auswahlkurs in der Wiener Breitenseerkaserne, dem späteren Sitz der Heeresversorgungsschule, und wurde ab Jänner 1957 als Offizierskurs fortgesetzt. Die Ausmusterung erfolgte gemeinsam mit den Jahrgängen D und E am 20. Dezember 1957. Der eigentliche Grund, warum von der Ausbildung der Offiziere des Wirtschaftsdienstes wenig Notiz genommen wurde lag aber in der traditionell bedingten Geringschätzung, die diesem so wichtigen Zweig der Logistik entgegengebracht wurde. Besonders die Angehörigen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht, in der der "Zahlmeister" keinen Offiziersrang hatte, machten kein Hehl daraus, den "Wirtschaftler" als zweitrangig abzutun. Erst im Laufe der Jahre und nicht zuletzt mit dem "Aussterben" der Krieggedienten wurde der Logistik im Allgemeinen und dem Wirtschaftsdienst im Besonderen jene Bedeutung beigemessen, ohne die ein modernes Heer nicht funktionieren kann.

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Garnisonsleben

Diese Weise der Unterbringung galt ausnahmslos sowohl für Neulinge wie auch für die Burgherren, wobei mit Fortdauer der Ausbildungszeit die Platzverhältnisse infolge der natürlichen Auslese sich stetig verbesserten. Für die Freizeitgestaltung stand die Kantine zur Verfügung, lernen konnte man jahreszeitlich bedingt entweder im weitläufigen Akademiepark oder in den Lehrsälen. Im Übrigen trachtete man die Freizeit möglichst außer Haus zu verbringen, da man in den Ennser Lokalen als Gehaltsempfänger mit einer monatlichen Gage von mehr als 1000 Schilling ein willkommener Gast war. Mit der Zeit hatte sich seit der Wiedereröffnung der "Heeresschule", wie die Militärakademie im Volksmund bis zum heutigen Tag genannt wird, ein reges Garnisonsleben und ein herzliches Verhältnis zu den Einwohnern dieser Kleinstadt entwickelt, wobei so manche Beziehung, einige sogar fürs Leben geknüpft wurde. Dieser Entwicklung wurde auch seitens des Akademiekommandos nichts in den Weg gelegt. Man war im Gegenteil großzügig in der Bemessung der Ausgangserleichterungen und bemüht, die Bevölkerung stets bei Laune zu halten.Der Zutritt zum Akademiepark war beispielsweise nicht verboten, das Eingangstor war unbewacht, die Familien der Offiziere wohnten in einem eigenen Gebäudetrakt und es gab auch ein Schwimmbad, das im Sommer auch von der Jugend aus der Nachbarschaft frequentiert

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Die große Ausmusterung

Es war vermutlich die größte Ausmusterung des Bundesheeres, als am 20. Dezember 1957 mehr als 250 Leutnante und Fähnriche ihr "Offizierspatent" erhielten.
Da waren die 12 Klassen des Exekutivjahrganges mit 195, die Klasse 13 mit 29 und die Wirtschaftsklasse mit etwa 25 Offizieren die in einem kontinuierlichen Verfahren und an ein und derselben Anstalt ausgebildet wurden. Es war überhaupt der Abschluss einen Nachwuchsarbeit, die damaligen Rahmenbedingungen entsprechend im Bundesheer einmalig war denn seit ihrer Gründung als Schulabteilung K bis zu Übersiedelung nach Wiener Neustadt wurden in den 5 Jahren mehr als 300 Offiziere als Leutnante oder Fähnriche ausgemustert. Das bedeutet, dass in dieser Zeit der Jahresschnitt an Absolventen um 20 % höher lag als in den Jahren danach bis zur Gegenwart.
Man kann es auch anders ausdrücken: Am 20. Dezember 1957 wurden von den 561 noch offenen Offiziersplanstellen 250 besetzt und von den noch offenen sollte noch ein gutes Drittel mit jenen Militärakademikern besetzt werden, die nach dieser Ausmusterung als 1. Jahrgang noch ein ganzes Jahr in Enns verbleiben werden.

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Das Ende des Exils

Dass die Militärakademie Enns keine Dauereinrichtung sein wird, war zumindest von dem Tag an klar, als die Aufstellung des Bundesheeres gesetzlich und praktisch eingeleitet wurde. Der Wiederaufbau der Burg in Wiener Neustadt wurde daher von Anbeginn mit Nachdruck betrieben.
Mitte des Jahres 1958 wurde daher beschlossen, die Heeres Unteroffiziersschule als Nachfolgerin in dem bewährten Schulgebäude einzurichten, wo sie bis heute als Heeresunteroffiziersakademie ihre Aufgabe erfüllt.
Am 1. Dezember 1958 wurde dann die Rückverlegung abgeschlossen. Der Abschluss des Kapitels der Zeit im Exil aber erfolgte erst, als der Jahrgang, der noch ein ganzes Jahr in Enns verbracht hatte, mit der ersten Ausmusterung seit der Wiedereröffnung am 18. März 1959 zur Truppe entlassen wurde.
In den 5 Jahren und 2 Monaten Offiziersausbildung in denen zeitweise der Traditionsname nicht geführt werden konnte, war doch der Geist, in dem sie geführt wurde, stets vom Leibbild der Gründerin getragen. Es ist daher nicht nur legitim sondern liegt auch im Interesse zeitgeschichtlicher Dokumentation, diese Periode österreichischer Militärgeschichte entsprechend zu würdigen.

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Bildergalerie

50 Jahre danach

Die Ausmusterungsjahrgänge A, B und C dürften ihr 50-jähriges Ausmusterungsjubiläum in aller Stille gefeiert haben, zumindest blieben sie in den Bundesheermedien unerwähnt. Was den Jahrgang D, - besser bekannt als Klasse 13, - anbelangt sind die Vorbereitungen schon im Gange, vom Exekutivjahrgang dürfte ebenfalls einiges zu erwarten sein. Das Bundesministerium für Landesverteidigung hat diesem Jubiläum durch die Herausgabe eines Buches Rechnung getragen, das den Absolventen der Militärakademie von 1956 bis 1957 gewidmet ist. In der Tradition des Chronisten der Militärakademie, Major Johann Swoboda, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Schicksale der Zöglinge aufzuzeichnen, hat der Autor Stefan Bader den Werdegang der Absolventen der Militärakademie Enns aufgezeichnet. Näheres über dieses Buch unter http://www.hgm.or.at/ger/ >Publikationen

45.Jahrgangstreffen Treffen der Klasse 13 zum 45.Jubiläum Dezember 2002

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